EINLADUNG

"Wer sich nicht empört gegen die Brutalität seiner Zeit,
der ist an der Brutalität seiner Zeit mitschuldig." (Ilse Frapan)

Einweihung eines Medaillons
für die Schriftstellerin Ilse Frapan


Sonntag, 9. Juni 2024, 15 Uhr

im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof
Mutige, intelligente und dennoch vergessene Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts gibt es einige. Die in Hamburg geborene Ilse Frapan (Elise Therese Levien,1849-1908) wurde darüber hinaus zur ›persona non grata‹, weil sie sich als richtungsweisende Kämpferin für Frauenrechte, Repräsentantin der "Ethischen Kultur", "Ehrenvorsitzende des Hamburger Monistenbundes", Tolstojanerin und Friedensaktivistin, Antiimperialistin und Kämpferin für die Rechte der Armenier verdächtig machte. Die Hamburger Politische Polizei legte von 1903 bis 1909 eine umfangreiche Akte über sie an.

Als Novellistin war Frapan um 1900 einem Millionenpublikum bekannt. In ihrem Frühwerk stellte sie Individualität und Humanität in den Unterschichten Hamburgs dar. Sie beschrieb die Möglichkeit des Menschlichen selbst unter
menschenunwürdigen Bedingungen des Großstadtmilieus, auf das sie mit Humor blickte. Seit Ende der 1890er Jahre verschärfte sich Frapans literarische Aussage, sodass ihre Werke soziale Missstände radikal dekuvrieren.

Unheilbar erkrankt ging sie in Genf im Dezember 1908 mit Emma Mandelbaum gemeinsam in den Tod. Mit ihrem Beharren auf der Verantwortung für Mitmenschen und Erde gehört Frapan zu den Vorläufer*innen der Friedens-, Ökologie- und Weltethos-Bewegungen des 21. Jahrhunderts.

Der Wunsch aus der Hamburger Bevölkerung, die beiden Freundinnen von Genf auf den Ohlsdorfer Friedhof zu überführen, wurde trotz reichlicher Geldspenden nicht realisiert.

Zu Frapans persönlicher und literarischer Entwicklung: zu ihrer Herkunft aus der Neustadt Hamburgs und der Fröbelbewegung, ihrem Wirken als Lehrerin an der Paulsenstiftsschule, wo sie ihre Lebensgefährtin, die jüdische Malerin Emma Mandelbaum, kennenlernte, und zu ihrem Weg als Berufsschriftstellerin berichtet Dr. Christa Kraft-Schwenk. Musikalisch wird die Veranstaltung begleitet von Monika Mandelartz, Kim Lüdersen,Jakob Schleitzer und Felix Krieg mit Blockflöten und Harfe. Es wird Musik des Frühbarock gespielt werden.


Dr. phil. Christa Kraft-Schwenk studierte Germanistik, Geschichte und Bildende Kunst in Freiburg und Tübingen und war von 1986 bis 2021 als Gymnasiallehrerin in Reutlingen tätig. 2009 bis 2012 absolvierte sie eine Ausbildung in Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor Frankl, auf deren Basis sie 2010 bis 2017 als Dozentin für personale Kompetenzen an der Eberhard Karls Universität Tübingen tätig war. Derzeit arbeitet sie als Autorin und Logotherapeutin.

Kontakt: Dr. Rita Bake, e-mail; rita.bake@hamburg.de