Friedhof Bernadottestraße

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Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Charlotte_Niese
Charlotte Niese
7.6.1851 Burg/Fehmarn - 8.11.1935 Hamburg Altona
Schriftstellerin, Heimatdichterin, Lehrerin
Grablage: I A 687 abc
Namensgeberin für Charlotte Niese-Straße in Hamburg-Osdorf seit 1929
Unter sechs Söhnen war Charlotte Niese zunächst die einzige Tochter eines Pastors und seiner Frau - später wurde noch eine weitere Tochter geboren. Charlotte Niese erhielt eine "Spezialausbildung", sprich, eine andere als ihre Brüder. Dazu wurde sie zu ihren Großeltern geschickt, wo sie viele Jahre lebte. Charlotte Niese bemerkte schon früh, dass die Brüder weitaus mehr durften als sie. Sie litt darunter, klagte aber nicht öffentlich darüber, sondern schwieg, wie es sich für ein wohlerzogenes Mädchen gehörte. Die Brüder erhielten Latein- und Griechischunterricht und schlugen eine wissenschaftliche Laufbahn ein. Charlotte Niese besuchte das Lehrerinnenseminar und unterrichtete nach dem Examen in mehreren Familien in Nordschleswig, in der Rheinprovinz und in Ascheberg. Als der Vater 1881 starb, kehrte Charlotte zu ihrer Mutter zurück, gab ihren Beruf auf und lebte mit ihr bis zu deren Tod im Jahre 1907 zusammen. Nicht mehr als Lehrerin tätig, schaffte sich Charlotte Niese den Freiraum, um ihrem lang gehegten Wunsch zu schreiben nachzugehen. Ihre ersten Prosatexte veröffentlichte sie unter dem männlichen Pseudonym "Lucian Bürger" in der Kieler Zeitung. Nachdem Charlotte Niese mit ihrer Mutter ein Jahr bei einem Bruder in New York verbracht hatte, zogen die beiden Frauen auf Rat eines Bruders nach Altona, denn dort wohnte ein Teil der
Verwandtschaft. Dort lebte Charlotte Niese bis 1900 zusammen mit ihrer Mutter und der jüngeren Schwester im Philosophenweg. Dort begann auch der schriftstellerische Erfolg. Charlotte Niese wurde eine der bekanntesten Holsteinischen Heimatdichterinnen, sogar in Schulbüchern wurden ihre Erzählungen abgedruckt.
Charlotte Niese befasste sich auch mit der Frauenfrage. So war sie eine Zeitlang erste Vorsitzende der Altonaer Ortsgruppe des Verbandes Norddeutscher Frauenvereine. Ziel dieses konservativen Vereins waren bessere Bildungs- und Berufschancen für Frauen. Auch in ihren Romanen setzte sich Charlotte Niese mit der Rolle der Frau auseinander. Sie zeigte immer wieder die gesellschaftspolitischen Grenzen auf, an die Frauen stießen. Jedoch trat sie, die selbst unter diesen Gegebenheiten litt, nicht für eine Überwindung dieser Verhältnisse ein. Charlotte Niese akzeptierte den status quo. Die traditionellen Geschlechtsrollenmuster zu durchbrechen, entsprach nicht ihrem Temperament und Weltbild.
Text: Rita Bake
Lieselotte Pongratz
24.12.1923 Harburg - 5.9.2001 Hamburg
Soziologin und Kriminologin
Grablage: anonyme Grabstelle
Für Liselotte Pongratz gibt es einen Wikipedia-Eintrag. Darin heißt es über ihren Lebensweg: "Sie war ab 1973 Professorin für Soziologie an der Universität Hamburg. 1975 wurde sie auf den dortigen Lehrstuhl für Kriminologie berufen und war die dritte Frau in der Bundesrepublik, die einen solchen Lehrstuhl innehatte.
Als Tochter eines Kommunisten war Pongratz der Besuch einer höheren Schule aus politischen Gründen während des Nationalsozialismus versagt. Sie besuchte die Volksschule und leistete ein Pflichtjahr in der Landwirtschaft ab. Anschließend machte sie eine kaufmännische Lehre, die sie mit der Gehilfenprüfung abschloss.
Es folgten eine Kriegdienstverpflichtung und bis 1945 der Einsatz im Reichsarbeitsdienst in Ostpreußen. Nach dem Krieg begann sie 1946 eine Ausbildung zur Fürsorgerin am Sozialpädagogischen Institut Hamburg, machte dort 1949 das Examen und arbeitete danach als Sozialarbeiterin bei der Jugendbehörde Hamburg.
1953 wurde Pongratz für eine wissenschaftliche Studie über Jugendliche in Heimen von der Jugendbehörde freigestellt. Im Rahmen dieser Arbeit entwickelten sich Kontakte zu einer Gruppe von Soziologen um Helmut Schelsky, insbesondere zu dem späteren Soziologieprofessor Heinz Kluth, der sie unterstützte, das Begabtenabitur zu machen. 1954 begann Pongratz mit dem Studium der Soziologie, Kriminologie, des Jugendstrafrechts und der Psychologie in Hamburg und an der London School of Economics and Political Science. Sie wurde 1963 im Rahmen eines Stipendiums bei Heinz Kluth an der Universität Hamburg promoviert. Ihr Dissertationsthema war die Sozialisation und das soziale Lebensschicksal von Prostituiertenkindern.
Von 1963 bis 1966 arbeitete sie als wissenschaftliche Assistentin am Institut für Kriminologie der Universität Hamburg. In Zusammenarbeit mit den beiden Senatsbeauftragten Curt Bondy und Rudolf Sieverts war sie mit dem Aufbau des Sozialpädagogischen Zusatzstudiums für Sozialwissenschaftler, Juristen, Mediziner und andere Fachrichtungen an der Universität befasst. 1966 wurde Lieselotte Pongratz Wissenschaftliche Rätin am Seminar für Sozialwissenschaften der Universität Hamburg. Hier führte sie eine methodologische Ausbildung ein und setzte den Schwerpunkt auf abweichendes Verhaltens in der Jugend und Familie. Aus dieser Tätigkeit heraus war sie mit im Aktionsforschungsprojekt in der Hamburger Übergangsstrafanstalt für Strafgefangene in der Alsenstraße.
Nachdem sie mehrere Rufe an andere Universitäten abgelehnt hatte, wurde sie 1973 Professorin für Soziologie an der Universität Hamburg und baute den Bereich ‚Abweichendes Verhalten und soziale Kontrolle" weiter aus. 1975 nahm sie den Ruf auf eine Professur für Kriminologie am Fachbereich Rechtswissenschaft der Universität Hamburg an. Nach Anne-Eva Brauneck und Hilde Kaufmann war sie die dritte Professorin für Kriminologie in der Bundesrepublik.
Von 1979 an war Pongratz maßgeblich an der Gründung des Aufbau- und Kontaktstudiums für Kriminologie beteiligt, dessen Lehrbetrieb 1984 aufgenommen wurde. Diese Modelleinrichtung (…) war die erste Diplom-Ausbildung für Kriminologie in der Bundesrepublik. Zum Wintersemester 1985/1986 wurde Pongratz emeritiert.
2000 gründete sie die nach ihr benannte Lieselotte-Pongratz-Stiftung, deren Vorsitz sie bis zu ihrem Tode innehatte. Ziel der Stiftung ist es, Studierenden und Promovierenden der Kriminologie und der sozialen Arbeit zu ermöglichen, Forschungsprojekte erfolgreich zu beendigen. (…)
Lieselotte Pongratz war Mitbegründerin des Arbeitskreises Junger Kriminologen (AJK), die sich am 12. Juni 1969 zu einer interdisziplinären Arbeitsgruppe mit dem Ziel zusammenschloss, ein Diskussionsforum für Nachwuchswissenschaftler über neue Forschungsarbeiten und Forschungskonzepte zu bieten. Ebenfalls 1969 war sie Mitbegründerin und -autorin des Kirminologischen Journals (KrimJ). (…) 1972 war sie an der Gründung des Moritz-Liepmann-Hauses beteiligt.
1973 war sie Mitbegründerin der European Group for the study of deviance and social control, der sie bis zu ihrem Tode angehörte. Seit 1969 war sie zusammen mit Fritz Sack, Klaus Sessar und Bernhard Villmow Mitherausgeberin der Hamburger Studien zur Kriminologie. Zu Beginn der 1970er Jahre war Pongratz Mitglied und später für vier Jahre Vorsitzende des Bundesjugendkuratoriums.
Der kriminologische Forschungsansatz von Pongratz war stark geprägt von ihrem sozialpädagogischen Praxisbezug und ihrer methodischen Ausbildung. Sie initiierte Projekte auf der Grundlage der empirischen Sozialforschung. (…) Ihre Aufgabe als Kriminologin sah sie vor allem darin, mit kriminologischem Wissen die Situation der von der Kriminalpolitik Betroffenen tatsächlich zu verändern. Es ging ihr wesentlich um die Herausarbeitung belastender Lebensumstände, die auf Menschen einwirken und die durch deren Handeln wiederum reproduziert werden. Sie zeigte auf, wie Menschen mit gleichen Umständen unterschiedlich umgehen, sie bewältigen oder an ihnen scheitern. (…)
Aufgrund der Kombination aus Wissenschaftlerin und Kriminalpolitikerin unterschied Pongratz sich von der rein wissenschaftlichen, theorieorientierten wie auch von der üblichen kriminalpolitischen Betrachtungsweise ab. Ihr Engagement war maßgeblich auf eine zielorientierte Umsetzung von Maßnahmen für die Betroffenen ausgerichtet. Kennzeichnend für ihren wissenschaftlichen Ansatz war die Integration von Rechts- und Sozialwissenschaften auf den Gebieten des Strafrechts und der Kriminologie, insbesondere durch interdisziplinäre Forschungsaktivitäten." 1)
Quelle:
Wikipedia: Liselotte Pongratz (abgerufen: 21.7.2017)

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Martina Severin-Kaiser, geb. Severin
21.2.1959 Eutin - 8.7.2016 Hamburg
Ökumenebeauftragte der Ev.-Luth. Kirche in Norddeutschland, Geschäftsführerin der ACK Hamburg, Hauptpastorin St. Petri, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Juden und Christen beim Deutschen Evangelischen Kirchentag
Grablage: IB 231
Unter dem Titel "Tiefe Anteilnahme - Hauptpastorin Martina Severin-Kaiser ist plötzlich gestorben", meldete die Website der Hauptkirche St. Nikolai am 11. Juli 2016: "Wir sind erschüttert und fassungslos - am Freitag, den 8. Juli, ist Martina Severin-Kaiser plötzlich gestorben. Erst im Dezember wurde sie in ihr Amt als Hauptpastorin von St. Petri eingeführt und konnte bereits in diesem ersten halben Jahr ihres Wirkens viel Vertrauen erwerben und für Aufbruchsstimmung sorgen.
Geboren 1959 in Eutin, verbrachte Martina Severin Kaiser ihre Schulzeit in Lübeck. Nach dem Theologie- und Geschichtsstudium in Münster, Tübingen, Jerusalem und Hamburg arbeitete sie in Jerusalem in interreligiösen und christlich ökumenischen Initiativen. Für acht Jahre war sie im Anschluss Pastorin im multikulturellen Stadtteil Hamburg-Steilshoop. Dort war sie u. a. in der Frauenarbeit tätig, stellte die Arbeit mit Seniorinnen und Senioren auf neue Beine und war in der Entwicklung des Stadtteils engagiert.
Von 1996 - 2004 leitete sie die deutschsprachige evangelische Gemeinde in Brüssel und in der Wallonie. Sie öffnete in Stellenteilung mit ihrem Mann die Gemeinde im internationalen Umfeld als Diskussionsforum im vorpolitischen Raum und als offenen Ort für junge Menschen und Familien. Während dieser Zeit war sie als Delegierte der Konferenz europäischer Kirchen (KEK/CEC) an gemeinsamen Projekten der internationalen Ökumene und in Gremien der Europäischen Institutionen im interreligiösen Gespräch beteiligt.
Seit 2004 hat Martina Severin-Kaiser als Ökumenebeauftragte der Nordkirche besonders die Zusammenarbeit mit den vielen Gemeinden anderer Sprache und Herkunft im Bereich der Nordkirche gestaltet. Sie leitete bis Ende letzten Jahres die Arbeit der regionalen Hamburger Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACKH), einem Zusammenschluss von derzeit 36 verschiedenen Kirchen und Gemeinden. Sie gehört außerdem zum Vorstand des Trägervereins ‚Ökumenisches Forum HafenCity" und war dessen Sprecherin [1]. Ihre Themenschwerpunkte der letzten Jahre waren u.a. die Entwicklung einer alltagstauglichen interkulturellen Theologie. Unser tiefes Mitgefühl gilt der Familie von Martina Severin-Kaiser" [2].
Ihr Engagement im Rahmen des christliche-jüdischen Dialoges umschreibt der Nachruf des Deutschen Evangelischen Kirchentages mit dem Titel: Kirchentag trauert um Martina Severin-Kaiser. "Die Hauptpastorin der City-Kirche St. Petri in Hamburg war seit über 20 Jahren bei Kirchentagen aktiv und seit 2009 christliche Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Juden und Christen.
Generalsekretärin Ellen Ueberschär: ‚Martina Severin-Kaiser war in den letzten Jahren gewissermaßen das Herz der Arbeitsgemeinschaft. Sie hat mit ihrer fachlichen Kompetenz immer wieder neue Akzente im jüdisch-christlichen Gespräch gesetzt und mit ihrer offenen und herzlichen Art Menschen für diese Arbeit begeistern können. (...)
Mit Martina Severin-Kaiser verliert der Kirchentag eine engagierte Persönlichkeit des christlich-jüdischen Dialogs. In Bibelarbeiten hat die AG-Vorsitzende immer wieder theologische Impulse gesetzt und als Ökumenebeauftragte der Nordkirche das ökumenische und interreligiöse Profil des Hamburger Kirchentages 2013 entscheidend geprägt.
Die Arbeitsgemeinschaft Juden und Christen beim Kirchentag besteht seit 1961. Die Arbeit der AG ist geprägt vom gemeinsamen theologischen Nachdenken und hat entscheidende Beiträge zur Annäherung, zur Verständigung und zum Verständnis zwischen Juden in Christen in Deutschland nach der Schoa geleistet." [3]
Ihr Vorgänger im Amt eines Hauptpastors an St. Petri von 2002 bis 2015 war Christoph Störmer. "Verkehrte Welt" betiteltet er seinen Nachruf: "Am vergangenen Sonntag wollte Severin-Kaiser zum Thema ‚Verkehrte Welt" predigen, im Rahmen einer Predigtreihe der Hauptkirchen anlässlich der gleichnamigen Hieronymus-Bosch-Ausstellung im Bucerius Kunst Forum. Stattdessen wurde es ein bewegender Trauergottesdienst mit großer Anteilnahme. Verkehrte Welt. Die Citykirche steht kopf und trägt Trauer, die Pastorin hinterlässt eine große Lücke. Auch mich wühlt dieser Tod auf, er geht mir unter die Haut. Das spüre ich körperlich. Wie gern hatte ich im November 2015 den Staffelstab an die neun Jahre jüngere Kollegin übergeben! Ich hatte sie bereits in meiner ersten Pfarrstelle in den achtziger Jahren kennen und schätzen gelernt. Sie kam damals, als ich von dort wegging, nach Hamburg-Steilshoop in die Martin-Luther-King-Kirchengemeinde. Auch für sie war es die erste Pfarrstelle, die sie sich mit ihrem Mann teilte.
Im vergangenen Jahr (2015) wurde Martina Severin-Kaiser von der Kirchenkreissynode Hamburg-Ost in ihr neues Amt in St. Petri gewählt, davor war sie ein Jahrzehnt lang die Ökumene-Beauftragte der Nordkirche. Aus meiner Sicht war
das eine ideale Besetzung. Denn St. Petri steht seit Jahrzehnten für die christliche Ökumene Hamburgs und hat sich in Zusammenarbeit mit der Akademie der Weltreligionen und dem Rathaus zu einem Ort des interreligiösen Gesprächs und internationaler Begegnungen entwickelt - unter engagierter Beteiligung von Frau Severin-Kaiser. Es gab in Hamburg kaum eine erfahrenere und kompetentere Person für diese Aufgabe.
Martina Severin-Kaiser vereinte Bodenhaftung mit Weltoffenheit. Sie kannte und liebte die Schätze anderer Kulturen, Konfessionen, Religionen, sie pflegte den Diskurs und zeigte zugleich ein eigenes theologisches Profil. Längere Zeit hielt sie sich in Jerusalem auf, später lebte sie mit ihrer Familie jahrelang in Brüssel. Sie sprach die alten und die neuen Sprachen fließend.
Martina Severin-Kaiser war mit Herz und Seele angekommen in St. Petri. Man schätzte ihre Klarheit, ihre Offenheit, die positive und zupackende Art. Sie hatte eine große Neugier und Begabung, Traditionen weiterzuentwickeln und dabei die Menschen mitzunehmen Persönlich mochte ich ihre erfrischende Nüchternheit, ihren trockenen Humor, ihre warme Präsenz und ihre ganz und gar unprätentiöse, uneitle Art." [4].
Der Trostgottesdienst fand am 20. Juli 2016 in der Hauptkirche St. Petri statt. Pastorin Martina Severin-Kaiser hinterließ drei Kinder, für die nun ihr Gatte Matthias Kaiser, Pastor an der nahe gelegenen Ev.-Luth. Tabita-Kirchengemeinde, zuständig ist. Eine Kranzspende wurde für das Qualifizierungsprojekt "Interkulturelles Lernhaus für Frauen in Hamburg" (Leitung: Irene Pabst) erbeten, dessen Trägerin die ACKH und das Frauenwerk der Nordkirche ist [5].
Quellen:
1 Ökumenisches Forum Hafencity und Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Hamburg ACKH: Trauer um Martina Severin-Kaiser. Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Hamburg und Ökumenisches Forum Hafencity erschüttert über den Tod einer ökumenisch engagierten Frau. Von Vikar Walter Jungbauer (Pressemitteilung ohne Datum)
2 www.hauptkirche-stnikolai.de/2016/07/11/tiefe-anteilnahme-hauptpastorin-martina-severin-kaiser-ist-ploetzlich-gestorben
3 www.kirchentag.de/no_cache/service/meldungen/berlin/juli_2016/ kirchentag_trauert_um_martina_severin_kaiser.html
4 www.zeit.de/2016/30/nachruf-martina-severin-kaiser-st-petri-hamburg; Erstdruck in: DIE Zeit, Nr. 30, 14.7.2016, Hamburg-Teil, Seite 4
5 Fünf Traueranzeigen im Hamburger Abendblatt, 16./17.7.2016, S. 28
Hauptfriedhof Altona
Cäcilie Margarete Annemarie Hübner
25.12.1908 Genthin/Sachsen-Anhalt - 7.1.1996 Hamburg
Germanistin, Niederlandistin, Lektorin und Lehrbeauftragte am Germanischen Seminar in Hamburg, Mitarbeiterin am "Mittelniederdeutschen Handwörterbuch", Vorstandsmitglied in der Deutsch-Niederländischen Gesellschaft in Hamburg (1958 - 1972)
Grablage: anonym bestattet auf dem Urnenfeld 45
Annemarie Hübner hatte einen Direktor eines Reformgymnasiums in Elmshorn zum Vater. 1928 schloss sie ihre Schulausbildung in Elmshorn mit dem Abitur ab. In Hamburg studierte sie Anglistik, Philosophie und Psychologie. Ihr Schwerpunkt lag auf der niederländischen
Philologie. Ihre LehrerInnen waren Conrad Borchling (siehe seine Vita in der Datenbank "Die Dabeigewesenen") und Agathe Lasch (Erinnerungsstein im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof). "Ab 1940 arbeitete Hübner, anfangs unbesoldet, als wissenschaftliche Hilfsarbeiterin am Mittelniederdeutschen Wörterbucharchiv. Zudem lehrte sie in den folgenden Jahren am Germanischen Seminar. Ihre Übungen beschäftigten sich mit der gotischen, altsächsischen, mittelhochdeutschen, frühneuhochdeutschen und mittelniederländischen Sprache. (…) Nach Ende des Zweiten Weltkriegs trat sie, wie andere Wissenschaftlerinnen, von ihrer Stelle zurück, damit diese von aus dem Krieg zurückgekehrten Kollegen besetzt werden konnten." [1]
Laut ihrem Entnazifizierungsfragebogen war Annemarie Hübner von September 1938 bis Mai 1942 wissenschaftliche Hilfsarbeiterin am Germanischen Seminar der Universität Hamburg gewesen. Von Mai 1943 an war sie als "Vertreter einer wissenschaftlichen Assistenzstelle am Germanischen Seminar" tätig (Staatsarchiv Hamburg 221-11 Ed 3710). Diese Stelle hatte sie bis 1948 inne.
Annemarie Hübner trat in der NS-Zeit nicht der NSDAP bei. Sie war Mitglied der NSV von März 1943 bis Juni 1943 und des Deutschen Frauenwerkes ebenfalls nur von März 1943 bis Juni 1943. (Staatsarchiv Hamburg 221-11 Ed 3710)
Obwohl seit 1938 an der Universität Hamburg tätig, erhielt Annemarie Hübner erst 1956 "als Lektorin für niederländische Sprache und Afrikaans eine feste Anstellung". [2]
Annemarie Hübner beschäftigte sich hauptsächlich mit dem Mittelniederdeutschen Handwörterbuch, für das sie Artikel verfasste.
"Wenig bekannt ist, dass Hübner 1959 in einem Aufsehen erregenden Verfahren vor dem Landgericht Lübeck ein vergleichendes Gutachten zur Quellenechtheit der deutschen Ausgabe des ‚Tagesbuchs" von Anne Frank erstattete. Hübners Expertise (…) trug damals zur Abwehr rechtsextremer Angriffe auf eines der zentralen Dokumente zur nationalsozialistischen Judenverfolgung bei." [3]
"Von 1958 bis 1972 war Hübner Vorstandsmitglied der Deutsch-Niederländischen Gesellschaft in Hamburg, die Schülern zu Sprachreisen und Studienaufenthalte in den Niederlanden verhalf." [4]
Außerdem war sie seit 1961 auswärtiges Mitglied der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften und ab 1963 der Königlich Niederländischen Akademie der Wissenschaften.
Text: Rita Bake
Quellen:
1 Wikipedia: Annemarie Hübner (abgerufen: 8.1.2018)
2 Mirko Nottscheid: Cäcilie Margarete Annemarie Hübner, in: Hamburgische Biografie. Hrsg. von Franklin Kopitzsch und Dirk Brietzke, Bd. 4, Hamburg 2008, S. 164.
3 Mirko Nottscheid, a. a. O., S. 165.
4 Wikipedia: Annemarie Hübner (abgerufen: 8.1.2018)
Maren Lipp, geb. Bomhoff
18.11.1926 Hamburg - 2.6.2015 Hamburg
Bildhauerin, Keramikerin, Malerin, Zeichnerin
Bestattet auf dem Altonaer Friedhof Stadionstraße, Grablage: 11.CXXU. 1-2
Rethelstraße 7 (Wohnadresse)
Maike Bruhns schreibt über Maren Lipp: "Ab 1945 Lehre in einer Handweberei mit Gesellenprüfung. 1950 Heirat mit Ulrich Lipp, drei Kinder, unter ihnen die spätere Künstlerin Meike Lipp (geb. 1955). 1965 erste keramische Arbeiten, 1973 Schülerin des österr. Bildhauers Max Rieder in Salzburg. 1975-1981 Besuch der Sommerakad. Für Bild. Künste bei Wander Bertoni, Genot Rumpf, Michael Schönholtz. 1975 Beitritt zur GeDok, 1988 zum BBK. 1982 Kunstpreis der Stiftung "Kinder in Hamburg" (…)." 1)
Werke von ihr wurden z. B. 2004 in der HSH Nordbank in Hamburg und Kiel gezeigt. Maren Lipp schuf meist Kleinplastiken und Figurengruppen mit Motiven aus dem häuslich ländlichen Bereich und meist wurden Frauen dargestellt. 1983 erhielt sie den Auftrag für den Botanischen Garten eine Plastik zu schaffen: Mensch und Tier. 1985 wurde am Anita-Rée- und Ebner-Eschenbach-Weg vierzehn Tierkeramiken von Maren Lipp aufgestellt. 2)
Einzelausstellungen hatte Maren Lipp z. B. :" 1979 Salzburg Gal. Unter der Burg (mit Rieder). In Hbg.: 1981 Anwaltsverein. Gal. Kühling. 1982 Wellingsbüttel Torhaus (…) 1992: ‚Hbg. Abendblatt' Kunsttreppe." 3)

Quelle:
1) Maike Bruhns: Maren Lipp, in Der Neue Rump. Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs. Überarbeitete Neuauflage des Lexikons von Ernst Rump (1912). Hrsg. Von Familie Rump. Ergänzt, überarbeitet und auf den heutigen Wissensstand gebracht von Maike Bruhns. 2. Aufl Neumünster, Hamburg 2013, S. 270.
2) Vgl. Maike Bruhns, a. a. O. S. 270.
3) Ebenda
Maria Pirwitz
© kulturkarte.de/schirmer

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29.4.1926 Hamburg - 19.12.1984 Hamburg
Bildhauerin
Grablage: Abteilung 2, Lage 24, 5 und 6
Das Grab ist nicht auffindbar. Der Grabstein war ein heller, breiter Stein mit grauer Schrift und Kreuz in der Mitte sowie einem biblischen Spruch
Das 1981 von Maria Pirwitz geschaffene bronzener Brahms-Denkmal "zeigt einen strömenden Fluß von Linien, die sich durchdringen, sich dynamisch verbreitern und verengen und wieder sanft ausklingen, die zu vollem dunklen Ton in die Tiefe gehen - wie die Gefühlsschwere in der Musik von Johannes Brahms - und in den senkrecht aufragenden gebündelten Formen und ihrer räumlichen Dimension die ganze Fülle eines Orchesterklanges darstellen. Die senkrechte Gliederung, die den Fluß der Linien durchdringt, taucht als rythmisch skandierende Gegenbewegung im Ablauf der Plastik wieder auf. Und aus der ganzen Fülle löst sich eine gleichsam schwebende, sanfte Melodienlinie. Durch die Musik von Johannes Brahms inspiriert, wurde nach den Raumgesetzen der Skulptur eine Umsetzung von Musik in plastische Form gestaltet, die sich im Grunde nicht
beschreiben, sondern nur sehend erfahren läßt. Wie auch Musiker - zum Beispiel Mussorgski in ‚Bilder einer Ausstellung" - Werke der bildenden Kunst und der Literatur in Musik transportiert haben. Hier frei vor der Musikhalle auf dem neuen ruhigen, offenen Platz, aber auch dicht an dem eilig vorbeifließenden Verkehr, möge die Plastik ein Wahrzeichen für die symphonische Musik sein, die in diesem Haus aufgeführt wird: Hommage à Johannes Brahms, einen ihrer größten Komponisten." [1] So beschrieb Maria Pirwitz den Abschluss und Höhepunkt ihres Schaffens, die breitgelagerte, wogenförmige Bronzeplastik auf dem 1981 zur Brahms-Gedenkstätte neu gestalteten oktogonalen Platz vor der Musikhalle. Mit dem Architekten Jörn Rau zusammen hatte sie den ersten Preis eines 1979 von der Körber-Stiftung im Zusammenwirken mit der Freien und Hansestadt Hamburg ausgeschriebenen Wettbewerbs gewonnen. Man wollte dem ganz in der Nähe, in der Speckstraße im Gängeviertel geborenen Johannes Brahms ein Denkmal setzen, da sein Geburtshaus im Krieg zerstört worden war. In einer Gemeinschaftsarbeit mit den Trägern des dritten Preises, dem Bildhauer Thomas Darboven und dem Architekten Rainer Steffen gestalteten Maria Pirwitz und Jörn Rau die Anlage Johannes-Brahms-Platz/ Dragonerstall neu.
Auch wenn Maria Pirwitz als Schülerin von Edwin Scharff an der Landeskunstschule aus der Tradition der figürlichen Plastik kam und immer wieder dorthin zurück fand, schuf sie auch abstrakte Werke und beschäftigte sich mit Problemen der abstrakten Gestaltung. Zwei Jahre vor ihrem Tod formulierte sie: "Die gestaltete Form ist wichtig, sie ist das Primäre bei der Idee und Durchführung meiner Plastiken. Form und Inhalt müssen eine Einheit bilden. Durch die Form ergibt sich der Ausdruck, der Gehalt eines Werkes. Bei den abstrakten Plastiken wird das am deutlichsten. Das Zueinander der Form, ihre Bewegung, ihre Linien, die Spannkraft des Volumens geben die Einheit und schaffen den geistigen Bezug, die Aussage. Anregungen dazu gaben oft Naturformen, Felsen, Pflanzen, Mondsichel. Daneben interessiert mich der Mensch in seiner einfachen Daseinsweise, als Stehender, Sitzender, Liegender oder in Beziehung zu einem anderen, ‚im Gespräch"". [1] Damit hat Maria Pirwitz ihren Themenkreis selbst benannt. Bei Aufträgen für Kunst am Bau waren ihre Werkstoffe Ton und Wachs für Bronze. Bei kirchlichen Aufträgen verwendete sie Holz, ein Material, das sie sehr faszinierte und das sie so einwandfrei handhabte, dass ein Tischler-Innungsmeister seinen Lehrlingen ihre Arbeiten als vorbildlich pries. Ihre Sehnsucht aber galt der Bearbeitung eines anderen Materials: "Ich wollte / daß meine Hände stark wären / einen Niethammer zu halten / Zeichen zu hämmern / in Stahlplatten. Aber meine Kraft / ist nicht von dieser Art / hin und wieder / gelingt es mir / einen schwarzen Stein zu wandeln / in einen Vogel / der fliegt."
Text: Brita Reimers
Zitat:
1 Zit. nach: Hanns Theodor Flemming: Maria Pierwitz mit bisher unveröffentlichten Gedichten der Künstlerin und einem Beitrag von Tatiana Ahlers-Hestermann . Hamburg 1987.

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Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File: Bundesarchiv_B_145_Bild-F064861-0013,_Dortmund,_SPD-Parteitag,_Eva_R%C3%BChmkorf.jpg
Eva Rühmkorf, geb. Titze
6.3.1935 Breslau - 21.1.2013 Ratzeburg
Psychologin, Staatsrätin, Gleichstellungsbeauftragte, Ministerin; linke Sozialdemokratin, Pazifistin und Feministin
Grablage: Abt. 13, J 1-2
Namensgeberin für Eva-Rühmkorf-Straße , benannt 2016 in Altona-Nord
Diplompsychologin; von 1968-1978 Grundsatzreferentin für Strafvollzug in der Justizbehörde, dann Direktorin der Jugendstrafanstalt Vierlande; wurde 1979 Leiterin der neu gegründeten Hamburger "Leitstelle Gleichstellung der Frau", seit 1983 in dieser Funktion als Staatsrätin tätig; wurde 1988-1992 Mitglied der Landesregierung Schleswig-Holsteins; war von 1999-2001 Vorsitzende von Pro Familia; hochverdient um die Gleichberechtigung und die Gleichstellung von Frauen und Männern

"Der Mensch, der mich in meiner Kindheit und Jugend am stärksten beeindruckt hat, war meine Großmutter mütterlicherseits, Elfriede Schramm". Mit diesem Einstieg begann Eva Rühmkorf ihre Autobiographie "Hinter Mauern und Fassaden" (Stuttgart 1996). Über ihre politische Prägung durch ihre Familie erfahren wir: "Die Großeltern Schramm waren Sozialdemokraten, der Großvater seit 1905 - und ab 1923 Gewerkschaftssekretär des Zentralverbandes der Angestellten (ZDA). Als sich 1931 die Sozialistische Arbeiter-Partei (SAP) abspaltete, schlossen sie sich ihr an. Ihre Kinder engagierten sich bei den Jungsozialisten, unsere Mutter bei den Naturfreunden, wo sie auch unseren Vater kennenlernte." [1]
Ihr Vater wurde 1944 als Soldat im Krieg getötet. Ihre Mutter starb drei Jahre später an Brustkrebs. Mit zwölf Jahren wurden Eva und ihre jüngere Schwester Rosemarie
Vollwaisen. Nach der Vertreibung aus Breslau-Neukirch, am Rande der Hauptstadt des ehemaligen Schlesien (Eva flüchtete mit ihrer Katze Minni), besuchte sie ein Internat in Bensheim an der Bergstraße in Südhessen. "Schon in meiner Kindheit war es für mich selbstverständlich, dass ich später einmal einen Beruf haben würde." [2] Ihre Berufswünsche als Jugendliche reichten von Technischer Zeichnerin (diesen Beruf hatte ihr Vater ausgeübt) über Missionarin (in ihrer "frommen Phase" während der Zeit des Konfirmandenunterrichts schwärmte sie für Albert Schweitzer) bis zum dem einer Internatsleiterin.
1954, ein Jahr vor Eva Rühmkorfs Abitur, starb auch die strenge, aber verehrte "Großel". Eva und ihre jüngere Schwester Rosemarie blieben zurück. "Während meiner Kindheit und Jugend waren es vor allem Frauen, die mein Leben prägten. Die Hochschullehrer, bei denen ich studierte und arbeitete, waren ausschließlich Männer." [3] Aus Interesse an Statistik wechselte sie ins Hauptfach Psychologie, einer Ihrer Professoren war Reinhard Tausch. 1961 schloss sie das Studium mit dem Diplom ab. In Marburg wurde sie 1956 Mitglied im Sozialistischen Deutschen Studentenbund SDS. Ein Jahr später trat sie in die SPD ein. Damals wurde ihr klar, dass ihre Großmutter Politikerin gewesen war; sie hatte Rosa Luxemburg und Clara Zetkin gekannt, beide Großeltern mit Paul Löbe, dem Alterspräsidenten des ersten Bundestages, zusammen gearbeitet. Während der Nazizeit war der Großvater einige Wochen im KZ Groß-Rosen interniert. Seinem ältesten Sohn, der Frontsoldat war, gelang es jedoch, ihn wieder frei zu bekommen. [4]
1961 zog Eva Titze nach Hamburg. Dort arbeitete sie sieben Jahre lang als Marktforscherin bei internationalen Werbeagenturen, u. a. bei der LINTAS. Den Schriftsteller und Lyriker Peter Rühmkorf hatte sie schon 1959 bei einem Semesterferien-Job kennengelernt. Für die damalige Studentenzeitschrift "konkret" richtete sie ein Archiv ein. Gemeinsames Interesse an Kultur und Politik und die Übereinstimmung in der Einschätzung gesellschaftlicher Themen nannte sie später als lebenslang verbindende Elemente: Fünf Jahre später heiratete sie den "roten Rühmkorf".
Sie wechselte in den Öffentlichen Dienst, als sie die Einsicht nicht länger verdrängen wollte, dass sie als Werbepsychologin - zwischen Hundefeinkost in Dosen, Trockenrasierern und "Wasser & CD" - von den hehren Idealen ihrer Studienzeit um Lichtjahre entfernt war. Zwischen 1968 und 1973 wagte sie einen großen Sprung: Nach einem Justizskandal sollte in der Hamburger Gefängnisbehörde ein "Grundsatzreferat für die Reform des Strafvollzugs" neu eingerichtet werden. Eva Rühmkorf stellte sich darunter so etwas wie "Marktforschung im Dienste der Humanität vor". Nach vielen Umwegen bekam sie schließlich den Job ohne Juristin zu sein (obwohl das damalige Referentinnengehalt A 13 rund 1000 DM weniger betrug als ihr Einkommen als Marktforscherin !). [5] Sie setzte sich durch und avancierte zur Wissenschaftlichen Rätin als erste und lange Zeit einzige Frau im "höheren Dienst" im Strafvollzugsamt. Zunächst beargwöhnt, setzte sie Maßstäbe - nicht nur durch grundlegende Reformen: Erstmals stellte sie zum Beispiel Frauen aus der "Allgemeinen Verwaltung" als Sachbearbeiterinnen ein, forderte Gleitzeit im Öffentlichen Dienst.
1973 wurde sie zur ersten weiblichen Direktorin der Hamburger Jugendstrafanstalt Vierlande ernannt. Obwohl Hamburg Ende der sechziger Jahre vorbildlich im modernen Strafvollzug gewesen sei, so erinnerte sie sich, tingelte ich "wie eine Missionarin" durch die Lande, um "für unser Vollzugskonzept und die Humanisierung des Strafvollzugs zu werben". [6]
Gemeinsam mit dem von ihr ausgewählten Frauenteam und einem Mann, baute sie 1979 die erste "Leitstelle zur Gleichstellung der Frau" auf - ein nicht nur in Deutschland anerkanntes Modell staatlicher Frauenpolitik - und blieb ihre Leiterin bis 1987, ab 1983 im Rang der ersten Hamburger Staatsrätin. Unterstützt von einflussreichen Persönlichkeiten wie Christa Randzio-Plath war die Diplomatin auf Transparenz und vitale Vernetzung mit allen anderen Dienststellen bedacht: "Vormittags suchte ich die Staatsräte der Fachbehörden auf, abends die Vorsitzenden der Hamburger Frauenverbände." [7] Und sie vernetzte bundesweit die Frauen-Gleichstellungs-Initiativen, studierte internationale Vorbilder. Die Leitstelle widmete sich fünf Arbeitsgebieten:
1. Frau in öffentlichen Dienst
2. Frau im Arbeitsleben
3. Frau in der Familie und im sozialen Umfeld
4. Planung und Koordination von Untersuchungen/Frauenstudien und Frauenforschung im Hochschulbereich/Frau und Gesundheit/Integration von Ausländerinnen
5. Anlaufstelle für Anregungen, Fragen und Beschwerden aus der Bevölkerung/Dokumentation/Informations- und Lesezimmer. [8]
Ihren noch einmal neuen Lebensabschnitt, als Politikerin im Kabinett von Ministerpräsident Björn Engholm, formulierte die Traueranzeige in den Lübecker Nachrichten (26.1.2013), unterzeichnet vom Ministerpräsidenten des Landes Schleswig-Holstein, Torsten Albig: "(...) Ministerin a. D. Eva Rühmkorf gehörte von 1988 bis 1992 der Landesregierung an. Frau Rühmkorf hat sich in diesen Jahren zunächst als Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur (1988-1990) und dann als Ministerin für Bundesangelegenheiten und stellvertretende Ministerpräsidentin (1990-1992) in den Dienst des Landes gestellt. Sie hat die Gesamtschule als Regelschule eingeführt sowie die Chancengleichheit von Kindern und die Gleichberechtigung von Mädchen und Frauen mit großem Engagement vorangetrieben. Sie war stets Ansprechpartnerin für die Bürgerinnen und Bürger des Landes und hat große Verdienste durch ihr fachliches und politisches Wirken erworben.
Mit Frau Rühmkorf verliert das Land Schleswig-Holstein eine Persönlichkeit, die von ihren Wegbegleitern, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wie von den Bürgerinnen und Bürgern innerhalb und außerhalb des Landes hoch geschätzt war."
Nach ihrem Ausscheiden aus der aktiven Politik war Eva Rühmkorf viel gefragte Referentin. Sie engagierte sich bei Pro Familia Hamburg und wirkte als Gastprofessorin am Dartmouth College in New Hampshire, USA. Bis zu seinem Tod pflegte sie ihren kranken Mann, kümmerte sich um ein Archiv für seinen Nachlass und besorgte eine Werkschau, die das Museum für Kunst und Gewerbe 2004 zeigte. Ihre Lebenserinnerungen - spannend, kurzweilig und humorvoll geschrieben - schloss Eva Rühmkorf mit einem Zitat der St. Petersburger Exil-Lyrikerin Nina Berberova: "Ich habe, so scheint es mir, aus jeglichem Ballast irgendetwas gemacht, etwas Trauriges oder etwas Freudiges. In jedem Fall etwas Lebendiges. Wenn ich mich betrachte, sehe ich, dass mir, wie man so sagt, alles zum Vorteil gereicht hat, und wenn der Preis dafür manchmal übermäßig hoch war, so war es doch der Preis für das Leben."
Text: Dr. Cornelia Göksu
Quellen:
1 Eva Rühmkorf: Hinter Mauern und Fassaden. Stuttgart 1996, S.19.
2 Eva Rühmkorf, a. a. O., S. 14.
3 Eva Rühmkorf, a. a. O., S. 16.
4 Vgl.: Eva Rühmkorf, a. a. O., S. 20.
5 Vgl.: Eva Rühmkorf., a. a. O., S. 28.
6 Eva Rühmkorf, a. a. O., S. 79.
7 Eva Rühmkorf, a. a. O., S. 131.
8 Eva Rühmkorf, a. a. O., S. 141.
Alma Wartenberg, geb. Stähr
© kulturkarte.de/schirmer

Quelle: Stadtteilarchiv Ottensen/Familie Wartenberg
22.12.1871 in Ottensen - 25.12.1928 in Altona
Frauenrechtlerin, sozialdemokratische Politikerin aus Ottensen, Vorkämpferin für Geburtenregelung und Mutterschutz
Grablage: Abt. 22. I01.05
Namensgeberin für: Alma-Wartenberg-Platz, benannt 1996 in Hamburg-Ottensen
Geboren wurde Alma Wartenberg in "Mottenburg", dem ärmeren Teil von Ottensen, als eines von zwölf Kindern einer traditionell sozialdemokratischen Zigarrenmacherfamilie. Schon ihre Mutter Maria Stähr betätigte sich unter dem Sozialistengesetz in getarnten Frauenbildungsorganisationen. Als junge Frau arbeitete Alma Wartenberg als Dienstmädchen, bis sie den Schlosser Ferdinand Wartenberg heiratete, mit dem sie vier Kinder hatte. Politisch trat sie in die Fußstapfen ihrer Mutter und baute vor Ort die proletarische Frauenbewegung maßgeblich mit auf. Von 1902 bis 1906 wurde sie auf Frauenversammlungen jährlich wieder zur sozialdemokratischen Vertrauensfrau im Wahlkeis Ottensen/Pinneberg gewählt. Um das politische Engagement von Arbeiterfrauen zu fördern - auch gegen den Widerstand vieler männlicher Parteigenossen -
bereiste sie als Agitatorin schleswig-holsteinische Wahlkreise und erweiterte zu einer Zeit, als Frauen per Reichsgesetz die Mitgliedschaft in politischen Organisationen noch verboten war, das Netz weiblicher Vertrauenspersonen und Frauenversammlungen - parallel zur Parteistruktur aber mit relativer Autonomie. Als Delegierte nahm sie an Frauenkonferenzen und Parteitagen teil. 1905 gehörte sie mit zu den Initiatorinnen einer Protestkampagne gegen ein skandalöses Urteil des Altonaer Schwurgerichtshofes, als vier junge Männer aus bürgerlichen Kreisen wegen Vergewaltigung eines Dienstmädchens überführt, aber dennoch freigesprochen wurden. Entgegen der sozialdemokratischen Parteilinie und auch im Widerspruch zur Führung der proletarischen Frauenbewegung befürwortete Alma Wartenberg eine Zusammenarbeit mit den "Radikalen" innerhalb der bürgerlichen Frauenbewegung. Ausgestattet mit einer gehörigen Portion Eigensinn und einem starken Willen, die Interessen der Frauen nicht denen der Partei unterzuordnen, geriet Alma Wartenberg schon 1906 in Konfrontation mit führenden Funktionären: Ein Parteiausschlussverfahren gegen sie musste zwar eingestellt werden, aber als Vertrauensfrau wurde sie trotz Unterstützung ihrer Genossinnen abgesetzt.
Von nun an legte Alma Wartenberg den Schwerpunkt ihres politischen Engagements auf das Thema Mutterschutz und Geburtenkontrolle. Ihr lag an der Verbesserung der Lebensverhältnisse und der Gesundheit von Frauen. Die hohe Säuglingssterblichkeit, die weite Verbreitung der "Frauenleiden" infolge der vielen Geburten und Fehlgeburten und auch der häufig praktizierten Abtreibungen sowie auch die erschreckende Unkenntnis der Arbeiterfrauen über körperliche und sexuelle Vorgänge hatten sie alarmiert. Sie forderte einen besseren Schutz der Mütter und der schwangeren Arbeiterinnen. Ihr Spezialgebiet wurde die Aufklärung der proletarischen Frauen. Dabei kamen ihr Kenntnisse zugute, die sie als Dienstmädchen in einer Arztfamilie beim Aushelfen in der Sprechstunde gesammelt hatte. Sie zog mit Lichtbilder-Vorträgen über den weiblichen Körperbau, über Empfängnisverhütung und Mutterschutz von Stadt zu Stadt. Im An-schluss an ihre stark besuchten Vorträge - mehrere Hundert Zuhörerinnen waren keine Seltenheit - verkaufte sie öffentlich Verhütungsmittel. Damit brachte sie die Justiz, die Beamtenärzteschaft und kirchliche Kreise im konservativen Kaiserreich gegen sich auf. Mehrfach drohten ihr Gefängnisstrafen wegen "Vergehens gegen das sittliche Empfinden". Auch innerhalb der Partei blieb Alma Wartenberg sehr umstritten. Als kurz vor dem ersten Weltkrieg die Gesetze gegen Verhütungsmittel und das Abtreibungsverbot verschärft werden sollten, erklärte Alma Wartenberg, dass allein die Frau das Recht habe, über ihren Körper und die Zahl ihrer Geburten zu bestimmen. Entgegen der offiziellen Parteilinie unterstützte sie innerhalb der Sozialdemokratie die heftig debattierte Idee eines "Gebärstreiks" als Protest gegen den staatlichen "Gebärzwang", eine Idee, die vor allem bei Arbeiterfrauen auf Zustimmung stieß.
In der neuen Republik ließ sich Alma Wartenberg als Abgeordnete für die SPD in das Altonaer Stadtverordnetenkollegium wählen und saß seit 1925 als einzige Abgeordnete im schleswig-holsteinischen Provinziallandtag. 1927 legte sie nach einem Schlaganfall alle Ämter nieder und starb 1928 im Alter von nur 57 Jahren. Ihr unerschrockenes Engagement für das Recht der Frauen auf Selbstbestimmung und freien Zugang zu Verhütungsmitteln war wegweisend und ist immer noch aktuell.
Die Benennung des Alma-Wartenberg-Platz es (vorher als Friedenseichenplatz bekannt, aber ohne offizielle Bezeichnung) im November 1996 geht auf historische Forschung und Initiative der Frauengeschichtsgruppe im Stadtteilarchiv Ottensen zurück.
Text: Birgit Gewehr von der Frauengeschichtsgruppe im Stadtteilarchiv Ottensen

© kulturkarte.de/schirmer
Hildegard Wohlgemuth
24.2.1933 Pillkallen/ehem. Gebiet Königsberg/Ostpreußen; seit 1946 Mosenskoje/Kaliningrad, seit 1992 Exklave Russ. Föderation - 11.11.2003 Hamburg
Malerin
Grablage: 44.I.04.38, Laufzeit bis 2028
"Von Hildegard Wohlgemuth gibt es viel zu erzählen: von den Schicksalsschlägen, die sie während der Kriegsjahre erlitten hat - Verlust der Heimat in Ostpreußen, Verlust
der Familie, Bombenangriff in Leipzig und Verlust ihrer gesamten Kinderheimgruppe, drei Tage verschüttet unter den Trümmern des Hauses, in dem sie mit ihrer Gruppe Schutz gesucht hatte - von den Stimmen und Geistern, die sie danach hörte und sah, von ihrem bewegten Leben zwischen Psychiatrie und Obdachlosigkeit, von ihren Erfahrungen als Bettlerin in Paris und wie es ihr trotz allem schließlich gelungen ist, ihre Tochter Petra zur Welt zu bringen und mit ihr zusammen in einer kleinen Hamburger Sozialwohnung ein halbwegs normales Leben außerhalb der Psychiatrie zu führen. Das alles wäre schon spannend genug. Aber heute steht ihre Kunst im Mittelpunkt, ihre grell-bunten, teils naiv anmutenden, teils vielschichtig-hintergründigen Filzstiftzeichnungen, die in den nächsten vier Wochen hier zu sehen sein werden". So begann der Festvortrag, den die Psychotherapeutin und Sammlerin Dr. Heike Schulz zur Eröffnung einer Werkschau mit Bildern von Hildegard Wohlgemuth am 3. Dezember 2013 in Freiburg hielt.
Frau Dr. Schulz hatte Hildegard auf einem Psychiatrie-Kongress 1997 kennengelernt [3]. Über das Ergebnis ihrer sorgfältigen biografischen Erkundungen läßt sich folgendes rekonstruieren: Hildegard Wohlgemuths Vater war Staatsförster in Pogegen, Kreis Tilsit /Ragnit gewesen [4]. Hildegard wuchs mit vier Geschwistern auf, drei Jungen und eine Schwester. Durch einen Unfall starb ihr Zwillingsbruder im Alter von drei oder vier Jahren, der erste Lebensschock. Dann folgte die Scheidung der Eltern, Hildegard bleibt zunächst beim Vater, das Schicksal der leiblichen Mutter ist unbekannt. Die Kinder wurden getrennt in verschiedenen Heimen untergebracht. Hildegard konnte 1939 nur ein Jahr eine Schule besuchen, denn danach wurden in den Schulgebäuden deutsche Soldaten einquartiert. 1942 - angesichts der bedrohlichen Lage an der Ostfront - wurden Kinder deutscher Eltern aus Ostpreußen in westlich gelegene Heime "verschickt"; Hildegard und ihre Gruppe kamen über die Kreisstädte Rastenburg und Lyck (beide ehem. Ostpreußen/Masuren, seit 1945 Polen) nach Leipzig.
Es muss Ende 1943 oder Anfang 1944 gewesen sein: Alle 26 Kinder ihrer Gruppe und die Betreuerin kamen bei einem Bombenangriff ums Leben. Hildegard überlebte als einzige. Verschüttet unter Trümmern musste sie drei Tage allein im Dunkeln ausharren bis sie befreit wurde. Dies war der Beginn ihrer Erkrankung: Albträume, Angstzustände, veränderte Wahrnehmung. Hildegard hörte die Stimmen der toten Kinder und sah sie als kleine Geister, die mit ihr spielen wollten; die Stimme der Betreuerin verfolgte sie mit bedrohlichen Botschaften, die ihr - als einzig Überlebender - Schuldgefühle suggerierte.
Nach Kriegsende blieb die Suche nach Eltern und Geschwistern in allen Flüchtlingslagern erfolglos: Hildegard mochte nirgends bleiben, sie schlug sich allein durch, wanderte durchs Land, schlief meistens im Freien, im Wald; dort fühlt sie sich sicher [5]. Bis sie schließlich 1948, mit 15 Jahren, in einem Kloster bei Bonn untergebracht wurde. Dort sollte sie Kenntnisse in der Hauswirtschaft erwerben. Mit den Nonnen kam sie jedoch nicht klar. Als sie auch noch von ihren Stimmen erzählte, wollten sie sie in die Psychiatrie bringen. Hildegard floh.
Zwei Jahre später 1950, sie war 17, wurde Hildegard in Hamburg nach einem Suizidversuch in die Psychiatrie Ochsenzoll in Hamburg-Langenhorn gebracht. Dort wurde sie 17 Jahre lang unter der Diagnose Schizophrenie behandelt und verwahrt. Trotz der Unterbringung in einer geschlossenen Abteilung gelang es ihr immer wieder fortzulaufen, manchmal reiste sie bis nach Paris. Aber wenn sie draußen nicht mehr zurechtkam, ließ sie sich freiwillig in die Klinik zurückbringen. - Durch Mitpatienten lernte sie dort rechnen, lesen und schreiben.
Gegen den Rat einiger ihrer Ärzte brachte Hildegard 1966, mit 33 Jahren, eine Tochter zur Welt. Die Mutterschaft veränderte ihr Leben grundlegend: "War nun Mutter. Alles andere, auch meine Krankheit, war unwichtig", schrieb sie in einem selbst verfassten Lebenslauf. Da sie als Patientin der geschlossenen Psychiatrie "entmündigt" war und ihr Kind innerhalb der Einrichtung nicht hätte behalten dürfen, war die Aussicht auf eine Schwangerschaft im privaten Umfeld nur durch Vermittlung möglich. Ihr damaliger "Vormund", die Ärztin Frau Dr. Heuer, richtete ihr einen Wohnraum im eigenen Privathaus ein, um ihr zu ermöglichen, ihr Kind selbst zu versorgen und es in einer normalen Umgebung aufwachsen zu lassen. Der nächste, damals "revolutionäre" Schritt: Eine eigene Wohnung. Sechs Jahre später war es soweit: 1972 - nach einem längeren Kampf mit den Behörden - durfte Hildegard zusammen mit ihrer Tochter eine Sozialwohnung im Hamburger Stadtteil Lurup beziehen, die sie bis zu ihrem Tod bewohnte.
Die kleinbürgerliche Umgebung einer eng bebauten Sozialsiedlung wird ihr zu schaffen gemacht haben, hin und wieder gönnte sie sich "Auszeiten bei den Clochards in Paris". Trotz eigener Wohnung, Tochter, einer wachsenden Anzahl von Enkeln (später insgesamt vier) und Freunden in Hamburg reiste Hildegard weiterhin - per Anhalter oder Bus - fast jedes Jahr nach Paris, zu den Clochards. In deren Gemeinschaft fühlte sie sich geborgen, anerkannt und zuhause. Sie wollte dort "zur Ruhe kommen", wie sie in ihren Tagebüchern schrieb. Erst als mit dem Älterwerden das Übernachten auf Bänken im Freien beschwerlicher wurde, verzichtete Hildegard auf solche "Ausflüge" [6].
"Hildegard Wohlgemuth war bereits 52 Jahre alt, als sie als Bettlerin auf dem Hamburger Gänsemarkt stand und von einer Frau etwa gleichen Alters angesprochen wurde. Sie bewunderte den selbstgehäkelten Wollmantel, den Hildegard damals trug, und lud sie zu einem Kaffee ein. Das war der Beginn ihrer Freundschaft mit der Künstlerin Elisabeth Ediger, die für Hildegards eigene künstlerische Karriere so etwas wie eine Hebamme gewesen ist. Elisabeth lud Hildegard ein, einmal in der Woche zum Malen zu ihr ins Atelier zu kommen. Sie spürte eine große innere Nähe zu Hildegard, hatte sie doch selbst die Schrecken des Krieges erlebt, die Flucht aus Ostpreußen, den Verlust von Heimat und eines großen Teils ihrer Familie und Freunde. In der künstlerischen Arbeit hatte sie einen Weg gefunden, Vergangenes zu verarbeiten. Sie hoffte, Hildegard würde unter ihrer Obhut vielleicht einen ähnlichen Weg für sich finden. Dabei ging es ihr nicht um Therapie und auch nicht um Kunst. Sie wollte ihr nichts beibringen, sie nicht einengen mit Regeln oder Bewertungen, sie wollte ihr nur Mut machen, sich einzulassen auf das, was dabei entstand.
Hildegard nahm dieses Angebot bereitwillig an. Sie kam jeden Dienstag, immer pünktlich und immer mit einer langen Rose als Geschenk für Elisabeth. Dann setzte sie sich vor eine Wand, die Elisabeth für sie mit grundiertem Packpapier beklebt hatte. Als Farben standen ihr Pigmente und Bindemittel zur Verfügung, die Hildegard selbst mischen musste.
Wie Elisabeth berichtet, war es ein langer und mühsamer Prozess, bis Hildegard sich traute, von den Bildern, die sie in sich trug, etwas herauszulassen. Statt mit bunten Farben, die sie später nutzte, arbeitete sie zunächst fast nur mit Schwarz. Es waren trostlose Bilder von Ausweglosigkeit, Schmerz, Angst und Gefangensein. Aber ganz allmählich wurde ihre Bilderwelt heller und farbiger. Ihr Selbstvertrauen wuchs. Elisabeths Atelier wurde für sie zu dem, was man in der Traumatherapie einen "sicheren Ort" nennt, also zu dem Ort, an dem sie den nötigen Schutz fand, um den bedrohlichen Erinnerungen standzuhalten. Am Ende dieser ersten Jahre des Malens bei Elisabeth steht das Bild einer Frau, die aufrecht mit ausgebreiteten Armen in einer offenen Tür steht und ins Freie schaut. ‚Öffnung" hat Hildegard dieses Bild genannt. Das Motiv taucht in vielfachen Variationen später immer wieder in ihren Arbeiten auf.
1990 zog Elisabeth Ediger nach Lübeck um, und die gemeinsamen Dienstage konnten nicht mehr wie gewohnt stattfinden. Die Kontakte wurden seltener und unregelmäßiger. Aber das Malen war für Hildegard bereits zu einer inneren Notwendigkeit geworden. Sie begann daher sofort, diese Arbeit auf eigene Faust fortzusetzen. Zuhause auf ihrem kleinen Wohnzimmertisch war es eng. Technik und Materialien musste sie entsprechend verändern. So entstanden zunächst nur kleinformatige Zeichnungen im Format A 4, für die sie fast ausschließlich Filzstifte nutze. Die praktischen Aspekte der Handhabung und der leichteren Verfügbarkeit waren aber nur äußere Gründe für den Stilwandel. Mit den Stiften war es ihr möglich, den starken Fluss von Bildern, der sie oft zu überschwemmen drohte, einzugrenzen, klare Konturen und Strukturen zu schaffen und damit mehr und mehr das Unfassbare ihrer traumatischen Erinnerungen zu bannen. Die Konturen geben Halt, schaffen Distanz und Kontrolle über eine im Wortsinne ‚verrückte" Erlebniswelt, der die Malerin bisher hilflos ausgeliefert war.
Auch für die intensiv leuchtenden Farben gibt es Gründe, die nicht nur im Ästhetischen liegen. Das Trauma der Verschüttung verfolgte Hildegard zeitlebens wie ein schwarzer Schatten. Manchmal, in depressiven Phasen kam er ganz nahe und drohte, sie zu überwältigen. In ihrem Pariser Tagebuch hat sie diesen Zustand durch eine komplett mit einem schwarzen Stift zugekritzelte Seite dargestellt und am Rand notiert: ‚So schwarz ist es in mir - so schwer - drei Tage schon. Es ist so schwarz - der Tod. Ich muss da wieder raus."
Es waren das Licht und die Farben, die Leben und Rettung bedeuteten, als man sie damals nach dem Bombenangriff aus dem dunklen Keller befreite. Mit den Farben der leuchtenden, grell bunten Filzstifte gelingt es ihr, dieses Erlebnis immer wieder hervorzuholen und dem diffusen bedrohlichen Schwarz etwas entgegenzusetzen, was buchstäblich Licht ins Dunkel ihrer Erinnerungen bringt, und zwar in einer nicht zu übersehenden Intensität.
Später beim Betteln auf der Straße, inmitten von bunter Werbung und lauter Geschäftigkeit, waren die starken Farben ein wichtiges Mittel, um Aufmerksamkeit zu erlangen für ihre Anliegen und Botschaften. Auf ihren Bettelschürzen, den großformatigen Plakaten, die sie sich beim Betteln wie eine Schürze um den Bauch zu binden pflegte, formuliert sie diese auch mit Worten, aber das Bild im oberen rechten Drittel der Schürze ist immer der Blickfang, der das Interesse für den Text erst weckt und zugleich vielschichtig kommentiert [7]. Als Beispiel dafür, wie Hildegard Wohlgemuth das Ringen um Kontrolle über ‚Verrücktes" in ihrem Unterbewusstsein zur Darstellung bringt, möchte ich auf ein Bild hinweisen, in dem eine blaue Katze unter einem in hellen, warmen Farben leuchtenden Regenbogen (oder besser: Sonnenbogen) sitzt. Die Position der Katze drückt häufig etwas von der Befindlichkeit der Malerin selbst aus. Katzen, die von Natur aus viele Wesenszüge mit ihr teilen, spielen in ihren Bildern eine zentrale Rolle, man kann sagen, sie stellen so etwas wie ein Alter Ego dar. In diesem Bild thront die Katze im oberen Drittel direkt in der Mitte des Bildes. Unter ihr, durch kräftige waagerechte Linien begrenzt, zeigen sich ‚verrückte" Gestalten, Kopffüßler mit dünnen Beinen, der eine lächelt, der andere zeigt die Zähne, im oder über dem Kopf des einen ein grinsender Dämon, darunter eine zweite kleinere Katze, schreckhaft und sprungbereit. Die obere blaue Katze lässt sich von diesem Treiben nicht aus der Ruhe bringen. Mit wachsamen Augen scheint sie aufzupassen, dass die ‚verrückten" Gestalten nicht nach oben kommen und ihr den ‚Platz unter der Sonne" streitig machen.
Kontrolle über ‚Verrücktes" zu gewinnen, es in eine Ordnung zu bringen, verfügbar zu machen, das ist nicht das einzige Thema, mit dem Hildegard Wohlgemuth sich in ihren Bildern auseinandersetzt. Auch die Erfahrungen mit äußeren Gegebenheiten und die Kommunikation mit bestimmten Personen oder Gruppen spiegeln sich in ihnen wider: das Eingeschlossensein unter Mauern und die Befreiung, vor allem in den frühen Bildern; die Erfahrungen in der Psychiatrie und im Obdachlosenmilieu; das Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit, speziell das Bemühen um Aufklärung über ‚schizophrenes" Erleben (Stimmenhören, Farbenrausch, übersteigerte Wahrnehmung u. a.); - die Natur mit Tieren, Pflanzen, den Elementen und Himmelskörpern - eine Welt, die ihr Kraft gab, in der sie sich geborgen fühlte; und schließlich auch die Rolle der Großmutter, die ihren Enkeln etwas Nettes erzählen möchte (z. B. in dem späten sehr heiteren Bild mit Blumenvase, Bienen, Fröschen, Hahn und lachender Sonne).
Nachdem Hildegard in den Filzstiften ein Instrument der Befreiung entdeckt hatte, begann für sie eine Phase äußerster Produktivität. Unter großem inneren Druck malte sie oft bis zur Erschöpfung. Was dabei entstand, nahm sie häufig mit auf die Straße, um es für wenig Geld zu verkaufen oder auch zu verschenken." [8]. Ab 1993 fand sie Resonanz in der Welt der Medien, der Psychiatrie und der Kunst. Das reichte von Auftritten bei Psychiatrie-Kongressen bis zu Berichten in der Fachliteratur. Der NDR drehte einen Dokumentarfilm mit ihr (Titel: Meine Geister - die Kinder. Ein Leben in Schizophrenie, 1994), Alfred Biolek und Jürgen Fliege luden sie 2000 und 2001 in ihre Talkshows ein, die Presse berichtete über sie. Der Hamburger Psychologieprofessor Thomas Bock verfasste zusammen mit der Journalistin Irene Stratenwerth ein Kinderbuch, das auf ihrer authentischen Biografie basiert und von ihr selbst illustriert wurde (‚Die Bettelkönigin", Psychiatrie Verlag 1998). Das Museum Schloss Salder in Salzgitter präsentierte schon zu Lebzeiten 1998 ihre Werke in einer umfangreichen Einzelausstellung. Sie wurde berühmt, - reich allerdings wurde sie nicht" (Zitat Heike Schulz 2013). Zudem arbeitete die Malerin mit im Schulprojekt des Vereins "Irre menschlich Hamburg e.V. Weitere Ausstellungen waren überwiegend in sozialen Einrichtungen in Hamburg, Freiburg, Berlin und Bayreuth zu sehen" (Heike Schulz, Lebenslauf).
Die Bilder, welche in der Werkschau in Freiburg/Breisgau 2013 zu sehen waren, "sind Teil einer Sammlung, die ich aus verschiedenen Quellen zusammengeführt habe und die seit kurzem Aufnahme in den Bestand des Bayreuther Kunstmuseums gefunden hat. Das ist schon etwas ganz Besonderes, dass diese Werke nun mit der gleichen Sorgfalt und Achtung wie die Arbeiten schon berühmter Künstler wie z. B. Picasso und Klee als Kulturgut bewahrt werden. Nun können wir mit Recht sagen, Hildegard Wohlgemuth ist angekommen in der Welt der Kunst. (...) Sie selbst hatte diesen Traum schon bald, nachdem sie Elisabeth Ediger kennengelernt und mit dem Malen begonnen hatte. Auf einer ihrer frühen Betteltafeln - den Vorläufern der Bettelschürzen - schreibt sie: ‚Mache Kultur. Kunst. Malen". Im Bildteil dieser Tafel eine Collage von Ausschnitten aus Illustrierten, die Welt der Reichen und Schönen, dazwischen wie von Kinderhand gezeichnet eine kleine Frauengestalt, die die Arme in den Himmel streckt, als wollte sie nach den Sternen greifen. Wie ein Wesen von einem anderen Stern, in der Welt der Zeitschriften die Außenseiterin, unverkennbar. Aber sie bleibt nicht im Abseits, sie stellt sich mitten hinein in diese Welt und sagt uns: ‚Hallo, ich bin da, ich gehöre zu euch, schaut hin, ich habe euch etwas mitzuteilen!"". Soweit Dr. Heike Schulz in ihrer Ansprache zur Werkschau mit Arbeiten von Hildegard Wohlgemuth im OFF Freiburg e.V. am 3. Dezember 2013 (Zitat wie Anm. [8]: Heike Schulz 2013, das pdf enthält auch viele der oben beschriebenen Bildmotive von Hildegard Wohlgemuth).
Kurios aber wahr: Fast gleichzeitig mit Hildegard Wohlgemuth, der Malerin, lebte eine Schriftstellerin und Poetin mit exakt gleicher Namenschreibung in Hamburg. Einige der Gedichte der Schriftstellerin Hildegard Wohlgemuth sind wohl sogar in einem Sammelband erschienen, zu dessen Nachdruck die Malerin versehentlich ihr Placet gab. Wie es dazu kam? Dr. Heike Schulz erinnert sich: "Ob sie sich je in Hamburg begegnet sind? Wie ist Hildegard an die Gedichte gekommen? Sie selbst glaubte tatsächlich, dass die Texte von ihr seien und dass Redakteure, die sie in die Hände bekamen, daraus Gedichte gemacht hätten. Als ich die Verwechslung der beiden Frauen entdeckte und mit den Verlagen Kontakt aufnahm, erfuhr ich u. a. Folgendes: Der Lektor wollte mit der Dichterin klären, ob sie mit einer Neuauflage eines ihrer Gedichtbände einverstanden sei, und versuchte sie telefonisch zu erreichen. Die Nummer funktionierte nicht mehr, da die Dichterin H. W. inzwischen verstorben war - was der Lektor aber nicht erfahren hatte. So suchte er im Telefonbuch nach ihr - vielleicht war sie ja umgezogen - und fand dort die Nummer der Malerin H. W., die von der Anfrage gar nicht überrascht schien. Sie stimmte der Neuauflage zu und nahm sogar das Angebot, dass der Verlag ihr Belegexemplare schicken könne, dankend an. Sie erhielt diese Bücher, freute sich, ‚ihre" Texte in korrekter, schöner Schrift gedruckt und zu einem Buch gebunden in Händen zu haben - und der Verlag ahnte immer noch nichts! Aus Sicht der Malerin war das ganz sicher keine bewusste Täuschung. Sie schrieb tatsächlich auch eigene Texte. Manche verteilte sie z. B. beim Betteln an Passanten oder an vertraute Personen, wie Elisabeth Ediger, die Hildegards Tagebücher bearbeitet hat und dafür auch gern einen Verlag gefunden hätte. Es war für die Malerin also nicht ganz abwegig zu glauben, dass ihre eigenen Texte bearbeitet worden und in einem Gedichtband erschienen seien" [9].
"Dank der vielfältigen Wertschätzung und ihres gewachsenen Selbstbewusstseins" gelang es Hildegard 1994, noch im Alter von bereits 61 Jahren, ihre amtliche ‚Wiederbemündigung" durchzusetzen. Am 11.11. 2003 starb Hildegard Wohlgemuth nach kurzer schwerer Erkrankung in einem Hamburger Krankenhaus; auf dem Hauptfriedhof Altona Volkspark ist sie begraben. Begräbnis und Grabstein finanzierte der Hamburger Psychiatrieprofessor Thomas Bock. Zum Schluss noch zum Grab von Hildegard: Es befindet sich auf dem Hauptfriedhof Altona. Vor ein paar Jahren wollte ich es besuchen und habe dabei gesehen, dass der Grabstein, der ebenerdig auf das Grab gelegt worden war, gar nicht mehr sichtbar ist, weil Gras darüber gewachsen ist. Die Beerdigung hatte Prof. Bock damals organisiert, danach hat sich aber offenbar niemand um die Grabpflege gekümmert". Die Laufzeit der Grabstelle endet erst 2028 (vgl. Anm. [1] + [2]).
Text: Dr. Cornelia Göksu und Dr. Heike Schulz
Quellen und Anmerkungen:
1 Adresse und Hinweis auf Grabstelle und Organisation der Bestattung durch Prof. Dr. Thomas Bock dank freundlichem Hinweis von Dr. Heike Schulz, E-Mail an CG v. 22.2.2017. Die hier vorliegende Biografie komponierte CG in enger Anlehnung an die sorgfältig recherchierten Daten, welche Frau Dr. Heike Schulz, Bayreuth, freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Ihr Vortrag von 2013 ist als pdf im Netz herunterzulanden, erepro.de/info-und-diskussion/hildegard-wohlgemuth-und-ihre-kunst/
Vielen Dank auch an Frau Dr. Marina von Assel, Museumsleiterin des Kunstmuseums Bayreuth, für ihre freundliche Vermittlung zu Frau Dr. Heike Schulz. 2013 ist eine Reihe von Arbeiten Hild. Wohlgemuths aus der Sammlung Dr. Heike Schulz in den Bestand des Museums aufgenommen worden.
2 Grablage und Laufzeit dank freundlicher Information durch Clemens Jakubiec, Freie und Hansestadt Hamburg, Management des öffentlichen Raumes, MR 343, Hauptfriedhof Altona, Stadionstr. 5, 22525 Hamburg, vom E-Mail v. 3.3.2017)
3 Zu ihrer ersten Begegnung mit H. Wohlgemuth schrieb Frau Dr. Heike Schulz in einer E-Mail v. 26.2.2017 an CG: "Hildegard habe ich 1997 auf einem Psychiatrie-Kongress in HH kennengelernt. Prof. Bock hatte sie eingeladen, dort Bilder zu präsentieren. Sie hatte mich begeistert, nicht nur mit ihren Bildern, sondern auch mit ihren Erzählungen und ihrer ganzen Art, und ich wollte sie noch besser kennenlernen. So besuchte ich sie regelmäßig, wenn ich in HH war. Auch Bilder kaufte ich von ihr, um sie zu unterstützen. Bis zu ihrem Tod 2003 hatten wir Kontakt. Im Rahmen meiner Arbeit als Leiterin des Sozialpsychiatrischen Dienstes der Diakonie gelang es mir 2002, Hildegards Kunst in einer Ausstellung zu zeigen. Nach ihrem Tod wuchs meine Bildersammlung vor allem durch Schenkungen kontinuierlich weiter. 2013 wurde sie vom Bayreuther Kunstmuseum übernommen. Seit Beginn meines Ruhestands 2008 widme ich mich einem Projekt, das sich unmittelbar aus meiner Begegnung mit Hildegard entwickelt hat. Näheres dazu unter rotekatze-ev.de".
4 Die Stadt gehört heute zu Litauen, vgl. de.wikipedia.org/wiki/Landkreis_Pogegen)
5 Vgl. hierzu z.B. den Werdegang der Malerin Erika Mintel in dieser Datenbank, Stichwort "Wolfskinder" für allein herum irrende Kinder in der Nachkriegszeit
6 Fakten und Zitate sind entnommen dem "Lebenslauf Hildegard Wohlgemuth 1933-2003", recherchiert und abgefasst v. Dr. Heike Schulz, Bayreuth; erhalten mit einer E-Mail an CG v. 22.2.2017. Weitere Details und Erinnerungen schrieb Frau Dr. Schulz in ausführlichen E_Mails v. 26.2. sowie v. 3.3. 2017 an CG.
7 Das Motiv "Bettelschürze" von 1993 sowie weitere Bilder, Porträtfotos und Buchcover etc. von Malerin wie Schriftstellerin finden Sie unter google.de -> Hildegard+Wohlgemuth; dann auf "Bilder" klicken
8 Quelle: Dr. Heike Schulz: Hildegard Wohlgemuth und ihre Kunst. Vortrag zur Eröffnung einer Ausstellung anlässlich des 15-jährigen Bestehens des OFF-Freiburg/Breisgau e.V. , Obdach für Frauen, gehalten am 3.12.2013 in der Meckel-Halle der Freiburger Sparkasse = Heike Schulz 2013.
9 Dr. Heike Schulz, E-Mail v. 27.2. s sowie v. 3.3. 2017. Frau Dr. Schulz verwahrt Abschriften aus Tagebüchern von Hildegard Wohlgemuth aus den Jahren 1985 und 86, redigiert von Elisabeth Ediger. Darin beschrieb sie Bruchstücke ihrer Parisreisen, wo sie - neben anderen Privateinladungen - u.a. auch von einem Deutsch sprechenden Psychiater/Neurologen und seiner Gattin für jeweils einige Tage in ihre Luxuswohnung mitgenommen und finanziell ausgestattet wurde. Hildegard ließ sich jedoch nach kurzen Aufenthalten von dem Ärztepaar immer wieder zu ihrem Freiluftplatz am Eiffelturm zurückbringen. Das Geld teilte sie für Essen und Trinken mit ihren Clochardfreund_innen und deren Tieren, wobei sie peinlich darauf bedacht war, dass zuerst gegessen und erst danach Wein getrunken werden durfte.
Es wäre wünschenswert, eine Auswahl der Bilder aus dem Kunstmuseum Bayreuth, ergänzt um vorhandene Auszüge aus den Schriften, autobiografischen Notizen etc. der Malerin Hildegard Wohlgemuth in einer Ausstellung in Hamburg zu präsentieren (E-Mail mit Dokumentanhang v. Dr. Heike Schulz, 22.3.2017, an CG).